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Testbericht Nightlux NV PVS Mono

Ich freue mich jedesmal wenn Fex Ott nach Produkten fragt… er testet nicht nur, sondern  gibt seine ehrliche Meinung aus der Praxis wieder… Lest gerne seine Eindrücke zu dem  Nachtsicht Aufsatzgerät (Okularbooster) und die Unterschiede zum Vorsatzgerät…

Nightlux NV PVS Mono Nachtsichtgerät

Restlicht-Verstärker: Aufsatz statt Vorsatz

Wer kennt das nicht? Die mit der Wärmebildkamera entdeckte Rotte im Getreide bewegt sich leider in die falsche Richtung und man muss hinterher pirschen. Mit Pirschstock und dem ganzen schweren Gerät, dem Gewehr mit montiertem Vorsatz – egal ob Wärmebild oder Restlicht – ist das insbesondere in den schwülen Sommernächten wie 2020 wahrlich kein Vergnügen. Warum also nicht ein kleines und leichtes Aufsatzgerät am Okular verwenden?

Bei meiner Recherche habe ich festgestellt, dass die Auswahl an Vorsatzgeräten deutlich größer ist und die Röhren-Aufsatzgeräte anscheinend nur ein Nischenprodukt darstellen. Folglich fiel die Auswahl nicht schwer, ich habe mich  auf Empfehlung von Frank Kleimann von Jagdspezi für das Nightlux NV PVS Mono entschieden.

Eines vorweg – unabhängig von geschriebenen Texten und darin veröffentlichten Bildern zum Thema Nachtsicht sollte man die in Frage kommenden Geräte immer selbst in Augenschein nehmen. Zum einen, weil insbesondere die in den Printmedien gedruckten oder im Internet gezeigten, durch das Zielfernrohr aufgenommenen Bilder nie die Qualität erreichen, die sie in Wirklichkeit haben. Zum anderen, weil jeder Jäger Wert auf andere Eigenschaften legt – beispielsweise die Bedienung der Geräte, die Art der Montage oder auch nur das optische Erscheinungsbild.

Das Nightlux NV PVS Mono wird mit einem Gummiadapter auf das Okular des Zielfernrohres aufgesteckt. Rechts im Bild ein Adapter für Zielfernrohre mit Leuchtpunktschalter am Okular, wie z.B. dem Swarovski Z6i.

Grundsätzliches

Bei den Okularboostern gibt es digitale Geräte und Geräte mit Bildverstärkerröhren. Bei digitalen Geräten schaut man nicht wirklich auf das Ziel, sondern auf ein auf den LCD-Bildschirm projiziertes Bild. Der Bildschirm muss durch Kontrollschiessen mit der Treffpunktlage des jeweils verwendeten Zielfernrohres abgeglichen werden. Röhrengeräte haben den Vorteil, dass sie kein Bild erzeugen, sondern nur das durchs Zielfernrohr einfallende Licht verstärken. Folglich können sie ohne Anpassung an verschiedenen Waffen eingesetzt werden und auch die Vergrößerungsoptionen des Zielfernrohrs ohne größere Verluste nutzen. Allerdings haben diese Aufsatzgeräte auch zwei gewichtige Nachteile: Das durchs Zielfernrohr einfallende Licht reicht meistens nicht aus, um das Gerät – der momentanen Rechtslage entsprechend – ohne zusätzlichen  IR-Strahler zu nutzen, und durch den verkürzten Augenabstand kann man keine normale Schiesshaltung einnehmen.

Das Nightlux NV PVS Mono mit montiertem IR-Strahler LA 850 Pro, bei der aktuellen Rechtslage ohne behördliche Beauftragung nicht erlaubt. Leider macht die Verwendung ohne IR-Strahler in der Praxis wenig Sinn.

Montage und Erscheinungsbild

Das knapp 11 cm lange Nightlux NV PVS Mono wird mittels eines Gummiadapters auf das Okular des Zielfernrohrs gesteckt. Diese Adapter gibt es in verschiedenen Ausführungen. Im Gegensatz zu Vorsatzgeräten ist hier kein absolut exakter und fester Sitz notwendig, es lässt sich problemlos auch an Zielfernrohren wie dem Z6i von Swarovski mit seinem Leuchtpunktschalter am Okular anbringen. Eine eventuell am Lauf vorhandene Kimme ist dabei ebenso wenig ein Hindernis wie ein tiefliegendes Zielfernrohr oder ein Schalldämpfer. Die  Bedienung erschöpft sich im Ein- und Ausschalten und Scharfstellen. Betrieben wird das Gerät mit  einer CR2-Batterie, die bis zu 30 Stunden halten soll.

Prinzipiell kann man das Nightlux NV PVS Mono  mit jedem Zielfernrohr nutzen, optimal ist allerdings ein Zoomobjektiv mit Parallaxe Ausgleich, um Ziel und Absehen scharfzustellen.

Ein IR-Strahler kann entweder mit dem LA-Bracket direkt am Aufsatz oder besser mit Hilfe einer Doppelklammer an das Zielfernrohr  angebracht werden. Empfehlenswert und nahezu Standard ist der Laserluchs LA850-50-Pro-II. Dessen Lichtstrahl kann durch Drehen des hinteren Rohres enger oder weiter gestellt werden und dadurch der am Zielfernrohr eingestellten Vergrößerung angepasst werden. Durch das Bündeln des Lichtstrahls bekommt man ausserdem eine hellere Ausleuchtung. Strom für den Laser liefert eine CR123A-Batterie.

Aufgrund des geringen Augenabstandes macht die Verwendung nicht allzu starker Kaliber, die Nutzung eines Schalldämpfers und einer Schaftkappe Sinn – hier eine Blaser R8 in 30.06 mit Hausken-Schalldämpfer.

In der Praxis

Im Gegensatz zum Vorsatzgerät ist die Verwendung der Okularlösung mit etwas mehr Vorbereitung und auch Übung verbunden – man wird dafür aber mit einem leichten und handlichen Gerät von höchster Präzision und Detailtreue belohnt. Während man den Vorsatz einfach nur aufsteckt und je nach Entfernung die Schärfe korrigiert, sind beim Nightlux NV PVS Mono noch ein paar Vorbereitungen notwendig, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erreichen.

  • Zur optimalen Scharfeinstellung sollte man ein Zielfernrohr mit Parallaxe Ausgleich verwenden – dieser sollte möglichst bis auf 20 Meter heruntergehen, um auch nahe Ziele, beispielsweise bei der Pirsch im Getreide – erfassen zu können.
  • Der IR-Strahler sollte nicht am Aufsatz, sondern am Zielfernrohr angebracht werden. Das erleichtert das Handling und verhindert blaue Augen.
  • Das Zielfernrohr sollte an der vordersten Position angebracht werden (Kontrollschuss nicht vergessen). Außerdem rate ich zur Verwendung einer Schaftkappe, um den sicheren Augenabstand herzustellen und einen festen Schulterschluss zu bekommen.
  • Bevor man das Gummiadapter am Nightlux NV PVS Mono anbringt, sollte man den Dioptrienregler auf 0 stellen und anschließend auf einen etwa 100 Meter entfernten Punkt scharfstellen. Dann schiebt man den Gummiadapter bis zum Anschlag aufs Objektiv. Mit dieser Voreinstellung sind anschließend nur noch kleine Korrekturen über den Parallexeregler notwendig.

Hat man diese Einstellungen vorgenommen, lässt sich das Gerät schnell an der Waffe montieren. Nach dem Einschalten ist das Nightlux NV PVS Mono sofort betriebsbereit und man hat eine Nachtsichtlösung, die von keiner anderen Technik an Präzision übertroffen wird, selbst bei 15facher Vergrößerung.

Mit einer Schaftkappe lässt sich der Augenabstand zum Nachtsichtaufsatz vergrößern, so dass man der Gefahr eines Kontaktes aus dem Wege geht und eine normale Schiesshaltung einnehmen kann.

Fazit

Vorsatzgeräte bauen mächtig nach vorne auf und verändern das Gleichgewicht einer ausbalancierten Waffe. Ein knappes Kilo mehr macht sich auf einer Pirsch durchaus bemerkbar, insbesondere dann, wenn man die Waffe immer wieder aufnehmen und absetzen muss. Es bleibt im Gesamtbild immer noch eine Krücke im Vergleich mit einem reinen Nachtzielgerät, das ja schliesslich auch nichts anderes tut – nämlich die Möglichkeit bieten, eine sichere Zielsprache zu tätigen und einen sauberen Schuss anzubringen.

Das Aufsatzgerät ist klein, leicht und handlich, schnell montiert und ideal für die Pirsch geeignet. An meiner Waffe im Kaliber 30.06 mit Schaftkappe, Schalldämpfer und Swarovski Z6i macht sich der geringe Augenabstand nicht entscheidend bemerkbar, ich kann nahezu in normaler Haltung schiessen. Wenn man das Zielfernrohr noch ein wenig nach vorne versetzt, hat man damit überhaupt kein Problem.

Die Paketpreise mit allem Zubehör (IR-Strahler, Bracket, Tasche) liegen zwischen ca. 3.300 € (grün) bis hin zu 5.000 € (Echo weiss).

Aufsatzgerät Vorsatzgerät
Montage vor dem Okular vor dem Objektiv
Größe und Gewicht klein und leicht groß und schwer
Lichtstärke eher gering eher ausreichend
IR-Strahler in der Praxis notwendig in der Praxis notwendig
Bedienung verkürzt den Augenabstand,
keine optimale Schiesshaltung
baut nach vorne auf,
Waffe wird kopflastig
Treffpunktverlagerung nein möglich, muss kontrollgeschossen werden
Vergrößerung verlustfrei möglich Bild wird unscharf/rauschig

 

Nightlux NV PVS Mono am Swarovski Z6i montiert. Hierfür gibt es einen speziellen Adapter, bei dem die Bedienungselemente für den Leuchtpunkt zugänglich bleiben.

Der IR-Strahler wird mit einem Picotronic LA-Bracket direkt am Nightlux befestigt.

Es gibt verschiedene Allround-Befestigungen für den IR-Strahler am Zielfernrohr.

Der vordere Ring dient zur Scharfstellung des Nightlux.

Wenn man den Adapter nicht ganz nach hinten schiebt, kann man den Schärferegler einfach handhaben. Dafür baut das Gerät etwas länger auf und ist nicht ganz so stabil angebracht.

Zieht man den Adapter über den Schärferegler, hat man eine kürzere und stabilere Verbindung. Zur Scharfstellung muss man dann die gesamte Kombination drehen.

Mit einer Schaftkappe aus Gummi lässt sich der Augenabstand zum Nachtsichtaufsatz schnell und einfach vergrößern.

Fex Ott, August 2020