Testbericht: Dedal 380 T2 vs. Nitehog Chameleon Wärmebild-Vorsatzgeräte im Vergleich
Vielen Dank an Fex Ott von: www.jagd-stromberg.de
für diesen tollen Vergleich !!!
Dedal 380T2 vs. Nitehog Chameleon
Wärmebild-Vorsatzgeräte im Vergleich
In den vergangenen zwei Jahren habe ich das Nitehog Chameleon intensiv genutzt – warum ich mich dennoch über Alternativen informiert und dabei durch einen Bericht auf der Seite von Jagdspezi auf das Dedal 380T2 aufmerksam geworden bin, lesen Sie hier.
Eines vorweg – unabhängig von geschriebenen Texten und darin veröffentlichten Bildern zum Thema Nachtsicht sollte man die in Frage kommenden Geräte immer selbst in Augenschein nehmen. Zum einen, weil insbesondere die in den Printmedien gedruckten oder im Internet gezeigten, durch das Zielfernrohr aufgenommenen Bilder nie die Qualität erreichen, die sie in Wirklichkeit haben. Zum anderen, weil jeder Jäger Wert auf andere Eigenschaften legt – beispielsweise die Bedienung der Geräte, die Art der Montage oder auch nur das optische Erscheinungsbild.
Die Dual-Use-Wärmebildgeräte Dedal 380T2 (oben) und Nitehog Chameleon (unten).
Viele Hersteller und Händler bieten neben Messen und Seminaren, wo man die Geräte in die Hand nehmen kann, auch die Möglichkeit, sich das gewünschte Modell leihweise nach Hause schicken zu lassen – insbesondere zu Corona-Zeiten eine gute Gelegenheit für ausführliche Tests.
Ich beschränke mich in meinem Vergleich auf den Einsatz der Wärmebildgeräte im Vorsatzmodus, denn zum Spotten nutze ich nach wie vor mein Pulsar Helion.
Die hier geschilderten Eindrücke sind meine subjektive Meinung, die sich in der Praxis manifestiert hat – andere Nutzer der Geräte können folglich andere Erfahrungen gemacht haben.
Erscheinungsbild, Tastenanordnung und Menüführung
Das Dedal 380T2 ist etwas runder und dafür länger, das Nitehog Chameleon dagegen kürzer, aber klobiger. Ich habe in der unten angeführten Tabelle das von mir ermittelte Gewicht inklusive Akkus und Adapter angegeben.
Letztlich bauen beide Wärmebildgeräte mächtig nach vorne auf und verändern das Gleichgewicht einer ausbalancierten Waffe. Ein knappes Kilo mehr macht sich auf einer Pirsch durchaus bemerkbar, insbesondere dann, wenn man die Waffe immer wieder aufnehmen und absetzen muss. Es bleibt im Gesamtbild immer noch eine Krücke im Vergleich mit einem reinen Nachtzielgerät, das ja schliesslich auch nichts anderes tut – nämlich die Möglichkeit bieten, eine sichere Zielsprache zu tätigen und einen sauberen Schuss anzubringen.
Das Dedal 380T2 (oben) ist 2 cm länger und ca. 100 g schwerer wie das Nitehog Chameleon (unten). In der Praxis wird man den Unterschied kaum spüren.
Das Nitehog Chameleon hat auf der Oberseite drei Tasten für die Menüführung. Das Ein- und Ausschalten wird mittels eines Drehschalters vorgenommen, der sich direkt unter dem Batteriefachdeckel auf der linken Seite des Gerätes befindet. Dieser Schalter stellt für mich in der Praxis das größte Ärgernis dar: man muss nur am Schalter streifen, und das Gerät schaltet sich an oder ab. Mir ist es mehrfach passiert, dass ich beim Wegpacken der Waffe bei einem Stellungswechsel das Gerät eingeschaltet habe, zu Lasten der Batterie.
Das Dedal 380T2 hat auf der Oberseite fünf Tasten, ebenfalls drei für die Menüführung, dazu eine Ein-/Ausschalttaste und eine Taste für das digitale Zoom (je nach Modus anders belegt). Wie bei den Pulsar-Modellen muss man die Powertaste länger drücken, um die Aktion auszulösen – das verhindert zuverlässig ein versehentliches Einschalten.
Bei beiden Wärmebildgeräten lässt sich nach kurzer Einarbeitung das Menü einfach und schnell bedienen – wobei das Dedal für mich einen leichten Vorteil hat, da alle Menüfunktionen mit einer einzelnen Taste erreichbar sind, während beim Nitehog zwei Tasten gleichzeitig gedrückt werden müssen.
Korrektur und Wiederholgenauigkeit
Beide Geräte sind werksseitig genullt und sollten folglich die Treffpunktlage der Waffe nicht verändern. Ein Kontrollschiessen vor dem ersten jagdlichen Einsatz ist dennoch Pflicht! Dies geschieht am einfachsten auf ein an einer Zielscheibe montiertes Wärmepad – der Handel bietet zu diesem Zweck sogar spezielle „Target-Pads“ an.
Im Bedarfsfall lassen sich beide Geräte in der Horizontalen und Vertikalen einfach über das Menü korrigieren. Hierbei führt das Dedal 380T2 die Korrektur in 3.4 cm-Schritten, das Nitehog Chameleon in „ca. 3 cm“-Schritten aus, jeweils auf 100 m gerechnet. Achtung: Während das Dedal im Menü für die Korrektur die Werte 3.4, 6.8 usw. anzeigt, erscheint beim Nitehog hier 1, 2 usw. für die tatsächlichen Werte 3, 6 usw. Die jeweils zuletzt eingestellten Werte werden im Gerät gespeichert. Notiert man sich die Kombination Waffe/Korrekturwert auf, kann man die Wärmebildgeräte auch auf verschiedenen Waffen einsetzen und die jeweils ermittelten Korrekturwerte über das Menü eingeben.
Das Nitehog Chameleon hat sich von Anfang an als exakt genullt herausgestellt. Im jagdlichen Betrieb und bei meinen mindestens zweimal jährlich durchgeführten Kontrollschüssen war die Treffpunktlage immer mit dem Zielfernrohr identisch, eine Korrektur war nicht notwendig.
Das Dedal 380T2 – an derselben Waffe eingesetzt – zeigte ebenfalls bei den ersten Kontrollschüssen keine Abweichung und auch nach mehrmaligem Ansetzen auf das Zielfernrohr erwies es sich als wiederholgenau. Ob das so bleibt, wird der Praxiseinsatz zeigen.
Stromversorgung
Beide Geräte nutzen als Stromquelle zwei CR123-Batterien, die auch durch Akkus ersetzt werden können. Für beide Modelle sind zudem externe Akkusätze erhältlich – ich habe bisher keinen Bedarf dafür gesehen, da man mit den internen Energiequellen mehrere Stunden auskommt und den Vorsatz ja nicht, im Gegensatz zu einem Beobachtungsgerät, über die komplette Jagddauer eingeschaltet lässt.
Als großen Nachteil empfinde ich das Batteriefach des Nitehog Chameleon. Der Verschluss öffnet sich bereits nach einer Vierteldrehung, die „Sicherungsleine“ für den Batteriefachdeckel ist auf der gegenüberliegenden Seite befestigt und zusätzlich mit einer Schlaufe gesichert – für mich ist das etwas zuviel „Gewurstel“, in dem man sich verfangen kann. Auf der Pirsch ist es mir bereits zweimal gelungen, unbemerkt das Batteriefach zu öffnen. Beim Einschalten des Gerätes passierte dann genau – nichts, denn die Batterien waren herausgefallen. Seitdem habe ich immer zwei Satz Akkus am Mann…
Das Dedal 380T2 hat hierbei ein deutlich besser gesichertes Batteriefach – ein versehentliches Öffnen und ein Verlieren der Abdeckung ist nicht möglich, es benötigt etliche Umdrehungen der Sicherungsschraube, bis der Deckel sich lösen lässt. Die zusätzliche „Sicherungsleine“ für den Batteriefachdeckel ist eng am Gerät angebracht, ein Einfädeln nicht möglich.
Bildqualität
Wie ich bereits eingangs schrieb – Bildvergleiche von Wärmebildgeräten lassen sich zuverlässig nur an den Geräten selbst sicher beurteilen. Durch Fotografieren und die Kompression beim Hochladen ins Internet gehen viele Details verloren.
Dennoch kann man auf den unten gezeigten Bildern erkennen, dass das Dedal 380T2 gegenüber dem Nitehog Chameleon über einen größeren Kontrastumfang und eine bessere Detailzeichnung verfügt. In Natura ist dieser Unterschied noch deutlich besser sichtbar.
Sonstige Features
Das Nitehog Chameleon bietet die Möglichkeit, bis zu 100 Bilder in den internen Speicher aufzunehmen. Um diese dann auf den Computer übertragen zu können, benötigt man das sogenannte Systemkabel, das zum deftigen Preis von ca. 120 € zusätzlich erworben werden muss. Ausserdem kann man eine externe Videokamera anschliessen.
Das Dedal 380T2 hat keinen internen Speicher – um Bildmaterial zu gewinnen, muss man hier mit dem im Lieferumfang enthaltenen Verbindungskamera eine Videokamera anschliessen.
Fex Ott, August 2020
Dedal 380T2 als Vorsatzgerät an einem Swarovski Z6i, Blaser R6
Zwischen den beiden Modellen besteht kein nennenswerter Größenunterschied.
Kontrollschiessen des Wärmebildgerätes ist auch im Revier möglich. Dazu nutzt man am besten ein Wärmepad.
Die Aufnahmen durch das Zielfernrohr wurden mit einem iPhone SE an einem G-Line Sharp Sight Adapter der Fa. Griffing erstellt.
Bei den Aufnahmen durch das Zielfernrohr wurde die Waffe auf einem stabilen Dreibein eingespannt.