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Pulsar Axion Key XM 30 – Testbericht vom Jäger für den Jäger !!!

Pulsar Axion Key XM 30 – Testbericht

 

Nachdem ich im Frühjahr 2019 das Pulsar Accolade XP 50 testen durfte, war ich sehr begeistert von der Wärmebildtechnik und war auf der Suche nach einer eigenen bezahlbaren Wärmebildkamera. Im Internet fand ich einige Angebote, die preislich um die 1.000 € lagen. Dabei fragte ich mich, was diese preiswerten Geräte im Vergleich zu den wesentlich teureren Geräten leisten können. Da ich bereits Erfahrungen mit Pulsar hatte, entschied ich mich dazu, das Pulsar Axion Key XM 30 auszuprobieren. Das Gerät wurde mir freundlicherweise von Frank Kleimann von der Firma Jagdspezi zur Verfügung gestellt. So viel vorweg, ich habe ihm die Kamera nach vier Wochen abgekauft.

 

Jagdliche Einsatzbereiche einer Wärmebildkamera

Die Einsatzmöglichkeiten einer Wärmebildkamera sind wesentlich vielfältiger, als manch einer denken mag. Das Gerät hat sich bei mir als festes Werkzeug etabliert und gehört genauso zur Standardausrüstung wie die Waffe und das Fernglas. Dabei habe ich im Laufe des Jahres unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten getestet.

Der Haupteinsatzbereich ist auch bei mir die Nachtjagd. Auf den Feldern brechendes Schwarzwild kann schnell von der Straße aus erkannt und dann entweder auf einem Wechsel abgepasst oder angegangen werden. Dabei wird auf der Koppel stehendes Rehwild ebenfalls erkannt und umgangen. Das spart Zeit und erhöht den Jagderfolg. Pirschen in der Nacht bringt allerdings oft Unruhe ins Revier. Daher hat es sich bei uns bewährt, eine Stelle mit einem guten Überblick zu wählen und von hier aus die Gewohnheiten des Wildes zu beobachten. Daraus lässt sich dann eine passende Strategie für den Ansitz ableiten.

Mittlerweile, wo das ganze Jahr über auf Sauen gejagt werden kann und permanent mit kleinen Frischlingen zu rechnen ist, besteht gerade in der Nacht die Gefahr eines Fehlabschusses. Ich habe es im Frühjahr erlebt, dass ich mit dem Fernglas zwei Überläufer ausmachte. Der Blick durch die Wärmebildkamera verriet mir, dass sich noch kleine Frischlinge im Unterholz befanden.

Bei Wildunfällen ist die Wärmebildkamera ebenfalls nicht mehr wegzudenken. Sitzt ein krankes Stück in der Vegetation im Wundbett, ist es auch mit der Taschenlampe nur schwer zu finden. Dank der modernen Technik können diese Stücke schneller gefunden und zeitnah von ihren Leiden erlöst werden.

Wer mag, kann die Technik auch bei der Jagd am Tag verwenden, denn das Gerät funktioniert nicht nur in der Nacht. Ist die Umgebung aufgewärmt, werden nur die Kontraste nur etwas geringer. So ist es beispielsweise möglich Rehwild im hohen Gras oder an Waldkanten ausfindig zu machen und es dann mit dem Fernglas anzusprechen.

Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig und je nach Revier sehr unterschiedlich. Möglich ist es beispielsweise auch im Niederwildrevier festzustellen, ob ein Fuchsbau befahren ist, oder es können Hasen gezählt werden. Wofür jeder seine Wärmebildkamera einsetzen mag, obliegt jedem selbst.

 

Das Gerät

Die technischen Daten von dem Gerät kann jeder im Internet nachlesen. Allerdings handelt es sich dabei um Laborwerte, die sich so in der Praxis nicht widerspiegeln lassen.

Mein Hauptkriterium für den Kauf dieser Kamera war die hohe Erkennungsreichweite trotz des niedrigen Preises. Pulsar gibt die Reichweite mit 1.300 m an. Diesen Wert kann ich bedingt bestätigen. Auf einer Entfernung von über 1 km werdet ihr nur einen kleinen weißen Punkt sehen, sodass ihr wisst, dass da etwas ist. Mehr dann aber auch nicht. Die Ansprache einer Sau würde ich auf einer Entfernung von 300 m bis maximal 500 m bei etwas Übung für realistisch halten. Die dichteste Entfernung, auf der ich an einer Sau mit dem Gerät dran war, betrug etwa 15 m. Ist auf dieser Entfernung das Gerät über das Fokussierrad am Objektiv und dem Dioptrienausgleich am Objektiv gut eingestellt, ist an der Sau jede einzelne Borste erkennbar.

 

Entfernung Erkennung
0 – 50 m gestochen scharfes Bild
50 – 150 m Tierart erkennbar
150 – 300 m Tierart aus Bewegung erkennbar
ab 300 m Tierart nicht erkennbar; „weißer Punkt“

 

 

Die Grundvergrößerung des Gerätes beträgt 2,5. Durch zoomen kann das Gerät bis auf 10 fach verstellt werden. Der Nachteil daran ist, dass das Bild dann verpixelt dargestellt wird. Das ist in etwa so, als wenn man sich sehr weit in ein Foto hinein zoomt. Bis 5 fach kann daraus immer noch für das Ansprechen ein Vorteil entstehen, die 10 fache Vergrößerung halte ich für unbrauchbar. Das Sehfeld wird mit 128 m/ 1000 m angegeben, was in etwa auch dem Sehfeld eines guten Fernglases entspricht. Beim Überblicken von großen Flächen drehe ich das Gerät und kann so im Hochformat den Nah- und Fernbereich überblicken.

 

Mit der Größe einer Handfläche und einem Gewicht von 250 g ohne Akku stört das Gerät auch bei einer längeren Pirsch nicht. Zudem darf nicht vergessen werden, dass die Kamera in der Nacht das schwere Fernglas ersetzt und allein dadurch schon ein Gewichtsersparnis ist, was sich bei längeren Pirschgängen bemerkbar macht. Standardmäßig wird die Kamera mittels einer Schlaufe an der Hand wie bei einem alten Camcorder getragen. Ich bevorzuge allerdings einen separat erhältlichen Tragriemen, da ich so sicher bin, dass die teure Technik nicht verloren geht.

 

Der Akku des Gerätes hält etwa 4 Stunden. Der Vorteil an diesem Gerät ist, dass der Akku gewechselt werden kann und nicht nach Ende der Betriebsdauer mit Powerbank und Kabel gepirscht werden muss. Zudem werden Akkus mit zunehmendem Alter schwächer und bei Produkten mit fest verbauten Akkus sehe ich darin einen großen Nachteil. Ich beobachte durch das Gerät beim Ansitz sehr viel, um nichts zu verpassen und habe den Akku an einem normalen Abend nicht leer bekommen. Die Kamera startet innerhalb von wenigen Sekunden aus dem komplett ausgeschalteten Zustand in den Betriebsmodus. Wird die Kamera nicht benötigt, bleibt sie einfach ausgeschaltet und so wird ebenfalls der Akku geschont. Wer allerdings die ganze Nacht über jagen möchte, dem würde ich zum Kauf eines zweiten Akkus raten. Der im Lieferumfang enthaltene Akku kann über den microUSB-Anschluss an der Kamera selbst geladen werden. Für einen zweiten Akku bietet sich die ebenfalls separat erhältliche Ladeschale an, mit der gleichzeitig zwei Akkus für den Jagdeinsatz aufgeladen werden können.

 

Die Software beinhaltet 8 Farbmodi. Ich habe meistens den „White Hot-Modus“ aktiviert, bei dem das Wild weiß vor grauem Hintergrund dargestellt wird. Zum Augen schonen ist der rote Modus sehr interessant. Die anderen Modi nutze ich normalerweise nicht. Einen großen Nachteil von Wärmebildkameras sehe ich an dem hellen Display, welches die Augen direkt anstrahlt. Dadurch ist nach dem längeren Durchblicken, selbst im dunkelsten Modus, erst einmal nichts mehr zu sehen. Daher empfehle ich bei der Jagd mit der Wärmebildkamera entweder zu zweit jagen zu gehen oder je nach Landesgesetz eine Taschenlampe oder ein Vorsatzgerät zu verwenden.

 

Für den ein oder anderen ein Nachteil, die Kamera kann weder Videos und Fotos aufnehmen noch über Wifi das Bild auf einen externen Bildschirm übertragen. Vermisst habe ich es im Jagdeinsatz nicht, allerdings kann ich daher auch keine Bilder aus dem Jagdeinsatz zeigen.

 

Fazit:

Die Highend-Wärmebildkameras punkten mit einer hohen Detailerkennung auf großer Entfernung. So lässt sich Wild einfach und mit wenig Übung ansprechen. Da kann die Pulsar Axion Key XM 30 nicht mithalten. Dennoch lässt sich wenigstens die Wildart auch bei uns auf den großen Schlägen schnell bestimmen. Somit empfehle ich das Gerät jedem Jäger, der überlegt sich eine solche Technik anzuschaffen und kein Vermögen dafür ausgeben möchte. Meiner Meinung nach ist diese Wärmebildkamera im Preis-Leistungs-Verhältnis einfach unschlagbar.